Die Bedeutung von Schafen in Island
27. Januar 2024Schafe haben in Island immer eine große Rolle gespielt. Sie sind nicht nur wegen ihres Fleisches geschätzt, sondern auch wegen ihrer Wolle. Die Wolle wurde zu „vaðmál“, einem handgewebten Stoff, gesponnen, der über Jahrhunderte hinweg das Hauptzahlungsmittel in Island war. Eines der Worte für Schaf ist „fé“, was synonym mit Geld verwendet wird. Diese Verbindung unterstreicht die enorme Bedeutung, die Schafen in der isländischen Geschichte und Kultur zugeschrieben wird.
Zusätzlich zu ihrer Rolle in der Textil- und Fleischproduktion sind Schafe in Island auch wichtig für die Landschaftspflege. Durch ihre Beweidung tragen sie zur Erhaltung der offenen Landschaft bei und verhindern das Vordringen von Büschen und Bäumen in die Weidegebiete. Das wiederum schafft Lebensraum für zahlreiche andere Tierarten.
Inhaltsverzeichnis
Die jährliche Schafsrunde
Eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres für isländische Bauern ist die Herbst-Rundherde der Schafe, bekannt als „réttir“. Im Frühjahr werden die Schafe und ihre Lämmer auf die Weiden in der isländischen Wildnis getrieben. Im September werden sie dann wieder eingefangen und sortiert, je nachdem, wem sie gehören.
Die „réttir“, also das Zusammentreiben der Schafe, ist eine arbeitsintensive und oft mühsame Aufgabe, die jedoch eine lange Tradition hat und von den Bauern mit Stolz ausgeführt wird. Es ist auch eine gesellschaftliche Veranstaltung, bei der Familien, Freunde und Nachbarn zusammenkommen, um bei der Arbeit zu helfen und das Ende der Weidesaison zu feiern.
Wie funktioniert die Réttir?
Die Dauer des gesamten Prozesses der „réttir“ variiert je nach Ort. Heutzutage dauert die „réttir“ etwa zwei Tage, kann sich jedoch je nach Wetterlage über mehrere Tage erstrecken. Die „réttir“ beginnt in Nordisland und bewegt sich im Laufe des Septembers weiter nach Süden.
Die meisten Menschen nutzen ihre eigenen Füße und Pferde, um die Schafe zusammenzutreiben, doch auch der Einsatz von Quads und Traktoren ist möglich, allerdings nur dort, wo es erlaubt ist. In Island ist es nämlich illegal, abseits der Straßen zu fahren. Der isländische Schäferhund spielt natürlich auch eine wichtige Rolle bei der „réttir“.
Das Zusammentreiben der Schafe ist nicht nur harte Arbeit, sondern auch ein Erlebnis, das einen tiefen Einblick in die isländische Kultur und Lebensweise bietet. Es ist eine Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird und die auch für Besucher offen ist, die die einzigartige Gelegenheit haben, an diesem jährlichen Ereignis teilzunehmen.
Flauschige Schafe und Lämmer
Das Anblick der wohlgenährten Schafe, die den Sommer über auf den Weiden gegrast haben und nun in die Pferche (réttir) getrieben werden, ist beeindruckend. Ursprünglich waren die Pferche aus Stein oder Rasen gebaut. Heute sind jedoch Pferche aus Stahl üblich. Die Schafe benötigen oft menschliche Hilfe, um in den richtigen Pferch sortiert zu werden, und Menschen jeden Alters, sogar kleine Kinder, nehmen daran teil.
Nach einem Tag harter Arbeit, wenn die meisten Schafe und Lämmer sortiert sind, ist es Zeit zu feiern. Es werden Kleinur (isländische Donuts), Kaffee und Kuchen serviert und oft wird gesungen. Am letzten Tag der Herde gibt es oft eine große Party. Die Menschen feiern nicht nur die erfolgreiche Arbeit, sondern auch die Tatsache, dass sie genug Nahrung für den Winter haben.
Die Réttir ist nicht nur ein landwirtschaftliches Ereignis, sondern auch ein soziales Ereignis und ein wichtiger Teil der isländischen Kultur. Es ist eine Zeit, in der Gemeinschaft und Zusammenarbeit gefeiert werden und in der die Menschen die Gelegenheit haben, ihre Verbundenheit mit der Natur und den Traditionen ihrer Vorfahren zu erneuern.
Die Schlachtzeit
Im alten isländischen Kalender, dem „gormánuður“, der von Samstag, den 21. bis 27. Oktober beginnt, ist der Schlachtmonat. Der erste Tag des Monats ist auch der erste Tag des Winters. Zu dieser Zeit erhält man das beste Lammfleisch. Es ist auch die Zeit, in der die Menschen beginnen, Leber- und Blutpudding und andere Lebensmittel aus den Innereien des Schafes und svið (gerösteter Schafskopf) herzustellen. All dies sind Lebensmittel, die traditionell beim þorrablót, dem isländischen Essensfest, gegessen werden.
Die Schlachtzeit ist eine wichtige Zeit im isländischen Jahreszyklus. Sie markiert das Ende der Weidesaison und den Beginn der Vorbereitungen für den Winter. Es ist auch eine Zeit, in der viele traditionelle isländische Gerichte zubereitet und verzehrt werden, die oft auf Schaffleisch und -produkten basieren.
Kann man an der Réttir teilnehmen?
Ja, es ist möglich, an der „réttir“ teilzunehmen. Es gibt viele Bauernhöfe in Island, die Besucher einladen, bei der „réttir“ zu helfen. Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, das ländliche Leben in Island kennenzulernen und einen Einblick in eine wichtige kulturelle Tradition zu erhalten.
Die Teilnahme an der „réttir“ erfordert keine besonderen Fähigkeiten oder Kenntnisse, und Menschen jeden Alters können mitmachen. Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass es sich um eine ernsthafte landwirtschaftliche Arbeit handelt und dass die Sicherheit der Schafe und der Menschen immer an erster Stelle steht.
Fazit
Schafe spielen in Island eine wichtige Rolle, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Kultur. Die jährliche „réttir“ ist ein herausragendes Ereignis, das die Bedeutung der Schafe in der isländischen Gesellschaft unterstreicht. Sie bietet Einheimischen und Besuchern die Möglichkeit, sich in der Gemeinschaft zu engagieren, die Natur zu genießen und die reiche Kultur und Geschichte Islands zu erleben.